Vor der Mauer

Rainer Probst
Worms-Verlag, 2013, 16 S., 15x15 cm, mit zahlr. Abb., geklammert

ISBN: 978-3-944380-00-1

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Diese Ausstellung 2013 erinnert an das große Projekt, das am 21. Juni 1998 im Plenzer in Niederflörsheim eröffnet wurde. Aus Platzgründen stark verkleinert, ist sie jedoch nach der damaligen Konzeption des Jahreskreislaufs gehängt.

Die Ausstellung beginnt mit dem Herbst, da das jüdische Neujahr im Herbst nach der Ernte gefeiert wird. Die Fotografien des folgenden Winters bilden mit ihren Schwarz-Weiß-Kontrasten nicht nur den zeitweisen Tod der Natur ab, sondern auch das Schicksal des jüdischen Volkes, das in seiner Geschichte immer wieder Zeiten von Verfolgung und versuchter Vernichtung erleiden musste.
 
Aber wie die Natur im Frühling neue Lebenskraft gewinnt, so haben sich die Überlebenden in ihrem Glauben vereinigen und neue Kraft schöpfen können. Diese kulminiert in einem fruchtbar-grünen Sommer. In den Vitrinen findet der interessierte Besucher Kommentare und Presseauszüge der Ausstellung »Vor der Mauer – der jüdische Friedhof von Dalsheim« aus dem Jahr 1998.
 
1996 entdeckte der Maler Rainer Probst den altehrwürdigen jüdischen Friedhof von Dalsheim für sich. Er war einige Jahre vorher aus der Pfalz nach Mölsheim gezogen und fand auf Spaziergängen diesen damals verwunschenen Ort, der, eng an die mittelalterliche Festungsmauer geschmiegt, sich hinter üppigem Grün verbarg.
 
Auf diesem 500 Jahre alten Begräbnisplatz fanden die Menschen jüdischen Glaubens aus allen Gemeinden der heutigen Verbandsgemeinde Monsheim bis nach Bockenheim und Kindenheim hinaus ihre letzte Ruhe. Besonders zog ihn die Figur eines steinernen Engels aus dem frühen 19. Jahrhundert an, außergewöhnlich für einen jüdischen Friedhof und von assimiliertem Zusammenleben
kündend.
 
Während des Jahres 1997 besuchte Rainer Probst daher den Friedhof immer wieder und hielt den Jahresablauf in Fotografien fest. Er malte einen Zyklus von Ölbildern, in denen er jeweils die jahreszeitliche Stimmung herauskristallisierte. Zusätzlich beschäftigte er sich mit den historischen Bezügen jüdischen Lebens im Wonnegau und fand Kontakt zu einigen der in die Emigration Gezwungenen und ihrer vor Ort lebenden christlichen Freundinnen und Freunde.
 
1998 eröffnete er eine große Ausstellung im mittelalterlichen Geschlechterturm – dem Plenzer – in Niederflörsheim. Der damalige Verbandsbürgermeister, Michael Kissel, und der Direktor der Stiftung Museum Schloss Moyland, Franz Josef van der Grinten, hielten die Laudatio.
 
Die Ausstellung fand damals ein solches Echo, dass sie verlängert werden musste. Nach fünfzig Jahren des Schweigens trafen sich die Bürger und erzählten von ihren früheren Nachbarn und Freunden und zeigten ihren Kindern und Enkeln, wo sie gewohnt hatten, bevor sie diffamiert und ausgemerzt wurden.
 
Seit Rainer Probsts Ausstellung 1998 haben die Bürger Niederflörsheims die Zentren jüdischer Kultur wie Synagoge und Mikwe aus dem Vergessen geholt und sie ins heutige Leben reintegriert. In Dalsheim weisen heute Hinweisschilder zum jüdischen Friedhof. Denn, nahe bei den hochgerühmten SchUM-Städten am Rhein gelegen, ist er schließlich der ländliche Bruder des ehrwürdigen Heiligen Sandes in Worms.
 
Hier der Artikel in der Wormser Zeitung.

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